Zeitwertkonten: Was Arbeitgeber heute beachten müssen

Zeitwertkonten oder Lebensarbeitszeitkonten ermöglichen die Finanzierung von Vorruhestand oder Sabbaticals. Alle Vorteile im Überblick - und Erfolgskriterien, auf die Arbeitgeber bei der Einführung achten sollten.

Corona hat für viele Berufstätige das Arbeitsleben stark verändert. Aufgaben und Arbeitsabläufe wurden neu organisiert, die Kommunikation neu aufgestellt - das Homeoffice eingerichtet. Vorher gab es in den allermeisten Beschäftigungsverhältnissen wenig Spielraum und feste Routinen. Corona hat uns gezeigt, wie viel flexibler die Arbeit gestaltet werden kann. Damit gerät auch das Zeitwertkonto als Instrument in einem modernen Vergütungssystem wieder stärker ins Rampenlicht. 

Beschäftigte wünschen sich mehr Flexibilität

Der Wunsch nach mehr Flexibilität besteht nicht erst seit Corona. Während Arbeitszeitmodelle den Standard setzen, gibt es inzwischen einen wachsenden Trend zur Flexibilisierung der Arbeitszeit. Immer mehr Menschen suchen nach Möglichkeiten, Arbeit und Lebensphasen in Einklang zu bringen. Außerdem würden immer mehr Menschen gerne eine vorzeitige Rente beziehen, wenn dies nicht mehr mit Einbußen bei der gesetzlichen Rente verbunden wäre.
Auch ein Sabbatical, berufliche Weiterbildungen oder Teilzeitarbeit spielen eine zunehmende Rolle für die Attraktivität eines Arbeitsplatzes.

Wie wichtig das Thema für Mitarbeiter und Unternehmen ist, zeigt auch eine Umfrage von Fidelity International unter tausend Deutschen. Fast jeder dritte Arbeitnehmer wünscht sich flexibleres Arbeiten als Unterstützung durch seinen Arbeitgeber und 28% wünschen sich Unterstützung für Work-Life-Balance.

Arbeitgeber sollten auf diese Ansprüche vorbereitet sein. Einerseits entstehen durch den demografischen Wandel Lücken in der gesetzlichen Rentenversicherung, die in der betrieblichen Altersversorgung zu schließen sind.
Andererseits müssen Unternehmen dem Fachkräftemangel entgegenwirken. Nach Angaben des Kompetenzzentrums für Fachkräftesicherung des Instituts der deutschen Wirtschaft hat sich der Arbeitskräftemangel allein in der Vergangenheit mehr als verdoppelt. Arbeitgeber müssen also handeln: Jobprofile und attraktive Benefits für Arbeitnehmer werden immer anspruchsvoller.

Zeitwertkonto: Finanzierung von längeren Freistellungszeiten 

Im Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter verschaffen sich Unternehmen mit Arbeitszeitkonten – auch Lebensarbeitszeitkonten genannt – einen entscheidenden Vorteil. Wobei dieses Instrument nur eines unter vielen darstellt. Dies hängt in erster Linie von der Struktur der Belegschaft und den Erfordernissen des jeweiligen Unternehmens ab. 

Im Gegensatz zu einem einfachen Zeitsparkonto können mit einem solchen Modell auch längere Urlaube und Vorruhestandszeiten ermöglicht werden. Arbeitnehmer*innen sparen einen Teil ihres Bruttogehalts aus anderen Gehaltsbestandteilen wie Prämien oder Tantiemen auf einem persönlichen Arbeitszeitkonto.
Überstunden oder Urlaubstage können in Geld umgewandelt werden.

Wenn auch der Arbeitgeber finanzielle Mittel beisteuert, erhöht das die Attraktivität des Modells und motiviert die Mitarbeiter zur Teilnahme. Je nach Ausgestaltung kann das angesparte Kapital dann für die Freistellung oder den Vorruhestand verwendet werden.

Lebensarbeitszeitkonten: drei Erfolgsfaktoren

Betrachten wir die drei Erfolgsfaktoren im Einzelnen:

Herzstück ist eine sinnvolle und bedarfsgerechte Kapitalanlage. Denn es sind nicht nur die Einzahlungen, sondern auch die Anlageergebnisse, die über die Höhe der zur Verfügung stehenden Wertguthaben entscheiden. Seit dem Inkrafttreten des Flexi-II-Gesetzes (Hyperlink) muss das Anlagekonzept so gestaltet sein, dass das angelegte Kapital erhalten wird. In Zeiten niedriger Zinsen erfordert das ein aktives Anlagemanagement, das sowohl in sicherheitsorientierten als auch in renditestärkere Anlagen flexibel sein kann. Je länger der Zeitraum bis zur Inanspruchnahme der Wertguthaben desto höher kann der Anteil der renditestärkeren Anlagen sein.

Zweitens ist eine effiziente digitale Verwaltung entscheidend. Dies gilt sowohl für Arbeitgeber, die damit den Verwaltungsaufwand reduzieren können, als auch für Arbeitnehmer, die beispielsweise Prognosetools für Urlaub oder Vorruhestand nutzen können. .

Drittens ist eine durchdachte zielgruppenorientierte Informationsstrategie wichtig, um auf diese Möglichkeit aufmerksam zu machen und Mitarbeiter zum Mitmachen zu motivieren.

Zeitwertkonten: Vorteile im Überblick

Zeitwertkonten haben sich im letzten Jahrzehnt zu einem von Arbeitgebern und Arbeitnehmenden gefragten Modell der betrieblichen Altersvorsorge entwickelt, das in Anbetracht des gesellschaftlichen Trends zur Flexibilisierung der Arbeit noch wichtiger werden wird. Die Vorteile im Überblick:  

Vorteile für Arbeitgeber

Vorteile für Arbeitnehmende

Vorteile im Wettbewerb um qualifizierte Fach- und Führungskräfte

Flexibilität in der Planung von Lebensarbeitszeit

Mitarbeiterbindung wird erhöht

Vorzeitiger Ruhestand ohne Abschläge bei  gesetzlicher Rente

Stärkung der Arbeitgebermarke

Staatliche Förderung durch Umwandlung aus dem Bruttogehalt

Digitale Verwaltung über Online-Portale

Renditechancen durch  Kapitalanlagen

Einfache Gesamtlösung

Insolvenzschutz auf die eingezahlten Beiträge

 

Zeitwertkonten unterstützen Pläne der Ampel-Koalition

Die Ampelkoalition hat auch die flexibleren Lebensarbeitszeitmodelle anerkannt und hat eine Reihe konkreter Ziele im Koalitionsvertrag, die dem Thema Zeitwert neue Impulse geben sollen.
So lässt sich beispielsweise die geplante zukünftige Entwicklung der Familienzeit der bezahlten Freistellung nach der Geburt eines Kindes und die Förderung des sogenannten Bildungssparens gut in Zeitwertmodelle integrieren .
Arbeitszeitkonten eignen sich mit ihren vielfältigen Einsatzmöglichkeiten auch dazu, den Ruhestand zu flexibilisieren und Übergänge in den Ruhestand individueller zu gestalten.
Allerdings gibt es noch effektivere Mittel der Beteiligung im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge.

Die Grenzen von Zeitwertkonten: Keine Lösung für jedes Problem

Für viele Unternehmen ist die Notwendigkeit zur Rückstellungsbildung in der Bilanz trotz der vielen Vorteile ein echtes Problem. Allerdings sind Rückstellungen, anders als beispielsweise bei einer internen bAV-Lösung, nicht nur durch gesetzliche Regularien notwendig. Denn sogenannte Störfälle (beispielsweise die Beendigung eines Arbeitsverhältnisses) führen zu einem vorzeitigen und ungeplanten Liquiditätsabfluss. Und auch Sozialversicherungsbeiträge werden für den Arbeitgeber sofort fällig. Die Praxis von Sabbaticals dürfte bei wichtigen Fach- und Führungskräften in mittelständischen Unternehmen aufgrund betrieblicher Erfordernisse eher im niedrigen Bereich angesiedelt sein. Da die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes weiter zunimmt, müssen diese systemimmanenten Schwächen bei Zeitwertkonten von Unternehmen noch stärker berücksichtigt werden. Hier sollten verschiedene Systeme kombiniert werden. Wenn das Sabbatical kein großes Thema bei einem mittelständischen Unternehmen ist, empfiehlt sich wegen der besseren Förderung und Kalkulierbarkeit beispielsweise eine unternehmensinterne bAV-Lösung als Instrument der Mitarbeiterbindung. Dabei sollte man allerdings nicht auf Lösungen der Finanzbranche setzen, sondern einen eigenen und unabhängigen Weg einschlagen. 

FAZIT: Zeitwertkonten stellen eine gute Ergänzung in einem modernen Vergütungssystem dar. Wie man das Thema "Beteiligung" angeht, hängt aber immer auch von den Unternehmenszielen und der Mitarbeiterstruktur ab. 

Arbeitszeitkonten sind eine Option unter Vielen: Der Beteiligungsgedanke kennt verschiedene Ausgestaltungsmöglichkeiten und wird für HR in vielen Bereichen immer wichtiger. Sie wollen eine intelligente Form von Mitarbeiterbeteiligung auch in Ihrem Unternehmen nutzen?

 

Wie das funktioniert? Sprechen Sie uns an!

 

 

 

 

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